"Die Hölle ist leer ... alle Teufel sind hier."
(aus dem Sturm von William Shakespeare)
Rauminstallation (Videoloop, generative Lichtanimationen, computergeneriertenund gemalten Bildern), 2014
T elefon: 079 752 46 84
E-Mail: adriana@mikolaskova.cz
Web: http://www.mikolaskova.cz/teufel/
In einer stürmischen Nacht schwankt die Kabine hin und her.
Auch der Bildschirm, auf dem dies zu sehen ist, könnte schwanken.Wären die Möbel nicht festgeschraubt, würden sie durch den Raum geworfen. Bilder, sauber gerahmt, reproduzieren den schwankenden Ort in verschiedenen Zuständen- hinter den Gittern und auf den Sitzbänken gestapelt. In einem der Garderobenabteile werden Lichtsignale gemorst. Zwei weitere Lampen scheinen in einen Dialog verwickelt. Durch die untere Garderobenreihe geistern Lichtimpulse. Wäre es Nacht, wäre die Kabine voller Gitterschatten.
Wer sind die armen Teufel? Was geht oder ging hier vor? In der Kabine, in den Kästchen? Wir? Die Schiffbrüchigen oder nur noch die Irrlichter hinter den Stäben?
In einer schlaflosen Nacht lese ich die Zeitung vom Vortag. Darin ein Interview mit dem Chef des Bundesamtes für Migration über die Bootsflüchtlinge, die versuchen, nach Italien und von dort aus weiter zu kommen.Ebenfalls am Vortag habe ich den Sturm von William Shakespeare gelesen. Obwohl die Insel, auf der die Protagonisten stranden, Lampedusa sein könnte und eine der Inspirationen für dieses Stück ein Zeitungsbericht über verschollene Seefahrer, gestrandete Unbekannte sein soll, kann ich keine Verbindung zwischen dem ausgebreiteten Einzelschicksaal, der Familienfehde und den vielen Katastrophen der realen Flüchtlinge herstellen.
Nicht Morsezeichen, die man decodieren müsste: durch Anrufe von einem Mobiltelefon sollen die Bootsfahrer um Hilfe gerufen haben, bevor die meisten von ihnen ertrunken sind.
Die Installation besteht aus einer computergenerierten Nachbildung und Animation des Raumes und einer generative Animation von Lichtsignalen. Gemorst wird ein Ausschnitt aus dem Sturm (die Passage mit den zitierten Teufeln,siehe unten) sowie das Notrufzeichen- vor SOS: CQD.
Würden wir etwas besser hören, wenn wir Aufwand betreiben müssten, um es zu verstehen?
Würden die Boote leer auf dem Meer schaukeln, wenn die Grenzen auf offiziellem Weg passierbar wären? Wo sind und wo wären all die Teufel? Warum schwankt nicht die Badeanstalt und wirft alle Besucher in den See? Stattdessen kommen die vielen Bootsinsassen gesund und lebend auf dem gewünschten Festland an.
Eventuell kommen noch ein paar gemalte Bilder, von leeren, schäbigen Schiffen hinzu.
Doku:
http://www.mikolaskova.cz/nop/teufel/Texte:
Alle Teufel
"Keine einzige Seele, die nicht, von fieberhaften Schauern geschüttelt, in irgend einen Ausbruch von Verzweiflung fiel. Alle, bis auf die Schiffleute, verliessen das Schiff, das ganz von mir in Flammen stuhnd, und stürzten sich in das schäumende Salzwasser. Ferdinand, des Königs Sohn, war der erste, der mit berg an stehendem Haar, eher Binsen als Haaren ähnlich, in die See sprang. Die Hölle ist leer, schrie er, und alle Teufel sind hier."
ganzer SturmInterview
pdf TagesanzeigerCQD
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CQDMorsen:
http://www.mikolaskova.cz/morsen/Weiterführendes:
Migration und Ethik. Münster 2012 (Hg. Andreas Cassee undAnna Goppel).